Nach einer Nachtfahrt mit dem Bus von Guayaquil nach Quito bin ich gleich weiter Richtung Kolumbien gefahren.
Ich bin sicher nicht die Einzige, die zunächst von der neuen Währung überfordert war; aktuell sind 4000 Pesos etwa 1 Euro. An die vielen Nullen hab ich mich aber mit der Zeit ganz gut gewöhnt.
Am Anbend bin ich dann schließlich völlig erschöpft in Pasto angekommen und wurde von der Familie einer Freundin herzlich empfangen. Es hat mich sehr überrascht, wie gastfreundlich sie zu mir waren, obwohl sie mich gar nicht kennen. Sie haben mir buchstäblich jeden Wunsch mit einem Lächeln erfüllt, sodass ich mich die folgenden 4 Tage bei ihnen pudelwohl gefühlt habe. Sie haben mir die Stadt gezeigt und mich an ihrem Leben teilhaben lassen. Ähm…. jetzt weiß ich auch, wie das Meerschweinen in Kolumbien scheckt… Ich bin eigentlich kein Kaffee-Trinker, aber ich wollte zumindest probieren, wie er in dem Land schmeckt, was für seinen Kaffee bekannt ist. Es scheint so, dass hier Instant-Kaffee mit viel Milch für die beste Rezeptur gehalten wird und diese Version ist tatsächlich auch für mich trinkbar gewesen. 😀 Des weiteren durfte ich beobachten, wie Yuca zubereitet wird und auch der Guanabana-Saft wurde selber gemacht – wooooooow, was für eine Arbeit- aber suuuuuuuuuper lecker!!!
Wunderschön war auch mein Ausflug zur Laguna de la Cocha – ein hübscher See mit einer Insel, die man mit einem Boot besuchen kann.
Von Pasto ging es über Nacht mit dem Bus weiter nach Cali. Meinen Tag in dieser Stadt verbrachte ich mit Liliana, die ich über Couchsurfing gefunden habe. Eine unglaubliche Frau!!! Sie hatte Nachtschicht und hat mich direkt im Anschluss in Empfang genommen – keine Ahnung, wo sie die Energie hernimmt. 😉 Sie hat auch definitiv das Maximum aus diesen Tag herausgeholt! Wir haben uns etwas außerhalb von Cali in einem Fluss erfrischt, anschließend hat sie mir die schönsten Plätze der Stadt gezeigt und nachts waren wir Salsa tanzen. Cali ist DIE Salsa-Hochburg in Kolumbien. Es war wirklich ein wunderschöner und perfekter Tag! 🙂
Leider hatte mein Körper die schnellen Höhenunterschiede (Berge und Strand) nicht so gut weggesteckt und ich musste am nächsten Morgen erkältet den Flug von Cali nach Barranqilla antreten. Jetzt weiß ich, dass man dann den Druckausgleich nicht herbeiführen kann. Es hat sich fast so angefühlt, als ob mein Trommelfell bald platzt… Es war ein schrecklicher Flug und ich war froh als ich endlich ankam. Barranquilla ist in Lateinamerika nach Rio für seinen Karneval bekannt und man wurde mit lauten Trommelklängen empfangen und ein paar Marimondas (typische Verkleidung für Barranquilla) sind auch noch herumgesprungen… Normalerweise hätte mich das begeistert und in Karnevalsstimmung gebracht. Nach dem Flug war ich allerdings noch etwas benebelt und wollte nur noch meine Ruhe… Ich war sehr froh, als ich schließlich bei Onkel & Tante von meinem Freund David angekommen bin und ich mich für ein paar Stunden ausruhen konnte. Danach ging es mir schon besser und ich war fit genug, um die Erste von 4 Nächten Karneval zu feiern. 3 davon verbrachte ich mit Sonia ihrem Mann aus Irland und seinem Bruder, der zu Besuch war. Sie habe ich bei couchsurfing gefunden und sie haben dafür gesorgt, dass ich einen Tag länger geblieben bin, als ich ursprünglich wollte. 🙂 Ich habe auch ihre zwei süßen Töchter kennen gelernt und war beim Barbecue mit den Nachbarn dabei.
Die Autoversicherung in Kolumbien bietet einen tollen Service an, über den man in Deutschland auch mal nachdenken könnte; Wenn man feiern möchte, meldet man vorher an, wann ein Fahrer vorbei kommen soll und dann wird man mit seinem Auto nach Hause gefahren, so kann jeder ausgelassen feiern.
Eine Nacht habe ich mit Julia gefeiert, die Freundin von Ilsa, die in Quito ihr Auslandssemester gemacht hat. Das war glücklicher Weise auch die einzige Nacht, in der ich nicht verschont worden bin und mit dem Schaumzeug besprüht worden bin. Das bereitet den Leuten hier Freude – ebenso das Bewerfen mit Mehl. Eine schöne Schweinerei… 😀
Beim Karnevalsumzug in Mainz ist es meist so, dass einem die Füße einfrieren – in Barranquilla habe ich mir bei der prallen Sonne mehr Sorgen darum gemacht, dass ich nicht verbrenne. 😀
Hier verkleidet man sich nicht, sondern schmückt sich nur mit ein paar Accessoires. Es gibt an mehreren Tagen Umzüge und auch weitere viele open-air-Veranstaltungen. Es war für mich als Neu-Mainzerin sehr spannend mal Karneval in einem anderen Land mitzuerleben!
Nennenswert ist sicher noch die “Troja”. Das ist im Prinzip eine Bar, vor der die Leute auf der Straße feiern – viiiiiiiiiiele Leute – wahnsinns Atmosphäre und wie mir berichtet worden ist, ist dort wohl auch außerhalb von Karneval jedes Wochenende etwas los!
Ich bin dankbar, dass mir Davids Familie auch ein paar schöne Seiten der Stadt gezeigt hat. Es gibt so gut wie keine historischen Gebäude und selbst die größte Kathedrale sieht nicht aus wie eine Kirche. In diesem Ort ist mir erst so richtig bewusst geworden, wie praktisch es ist, wenn die Straßen nummeriert sind und die Straßen auch größtenteils im Raster verlaufen.
Auch Davids Familie war unheimlich gastfreundlich, hat mir jede Frage geduldig beantwortet und wenn sie das nicht konnten, wurde der Telefonjoker befragt. 😀
Am Dienstag Morgen ging es dann mit dem Iren Darrah weiter nach Minca – das Kontrastprogramm zum Karneval; ein süßer kleiner Ort mit Wasserfällen, wo man schwimmen kann. In dem Hostel waren wir in der ersten Nacht die einzigen Gäste und es tat unheimlich gut, in der Hängematte zu lesen oder einfach nur die Ruhe zu genießen. Das Hostel hatte auch einen Swimmingpool, der etwas abseits lag und wenn man hier baden war, war man vom Wald umgeben – einfach wunderschön!
Der kleine Wasserfall vom Foto war nicht weit weg von dem Hostel entfernt und dadurch, dass er recht klein ist, verlaufen sich toller Weise nicht sonderlich viele Touristen hier hin.
Es ist spannend, dass man ohne Probleme mit wenig auskommen kann (bezüglich Ausrüstung vermisse ich weiterhin nichts) und zu entdecken, was einem mit der Zeit fehlt; Hier wird auffallend wenig Gemüse gegessen. 🙁 In Minca gab es ein gutes Restaurant und die Gemüsepfanne und der Chai-Tee haben mich einfach nur glücklich gemacht!
Nach Minca ging es für mich weiter nach Santa Marta und von hier aus habe ich den Parque Tayrona besucht. Es ist definitiv ein Paradies auf Erden. Ich liebe die Natur – sie hat eine unheimlich beruhigende Wirkung auf mich. Ich wollte in dem Park allein spazieren gehen, um die Ruhe auf mich wirken zu lassen, allerdings ist man dort nicht lange allein geblieben. Der Rückweg war auch etwas abenteuerlich. Ich war der Meinung, dass ich eine Runde laufen kann, wo ich am Ende wieder bei der Straße herauskomme, die nach Santa Marta führt. Wenn ich nach dem Weg gefragt habe, bin ich allerdings immer wieder zurück geschickt worden. Es war schon etwas spät und der Rückweg hätte zu lange gedauert. Schließlich bin ich mit zwei jungen Männern von einem Schnorchelstand zurück gelaufen, die Abkürzungen kannten. Wenn man am Rand des Parkes angelangt ist, führt ein langer Weg zur Straße zurück. Diese Strecke haben mich die Zwei auf ihrem Roller mitgenommen. Sie meinten, dass sie es Sandwich nennen; ich bin der Schinken und die Zwei das Brötchen… joa… Ich war überglücklich, dass direkt ein Bus da stand und ich wieder zurück nach Santa Marta gekommen bin. Ich bin leider viel zu früh aus dem Bus ausgestiegen und hab mich dafür entschieden, das restliche Stück zu Fuß zu gehen. Mir ist vorher schon aufgefallen, dass die evangelischen “Kirchen” hier etwas anders sind. Sie wirken auf mich wie eine Garage und dort geht es mit Musik ganz schön zur Sache. Dieses Mal konnte ich mich ein paar Minuten dazu setzen und es auf mich wirken lassen.
Ich war dann sehr froh, als ich nach diesem langen Tag in meinem Hostel angekommen bin und ich den Abend ganz entspannt ausklingen lassen konnte.
Von Santa Marta aus konnte man auch das süße Fischerdorf Taranga besuchen. Hier hatte ich einen Franzosen und eine Französin als Begleitung. Wir haben in einem Sprachenmix aus Englisch, Spanisch und Französisch miteinander geredet… Das Wichtigste ist ja, dass man sich versteht, aber es war auch etwas verwirrend. 😀
Wir sind von dem Fischerdorf mit einem Bötchen zu einem kleinen Strandabschnitt gefahren, wo nicht viele Leute waren und sind ein paar Stunden später wieder abgeholt worden. Es war super dort zu entspannen.
Nach einem Zwischenstopp in Barranquilla, wo ich meine große Tasche gelassen hatte, ging es dann mit dem Bus weiter nach Cartagena.
Nach dem schnellen Reisetempo, den zahlreichen Eindrücken und den vielen Menschen, die ich unterwegs kennen gelernt habe, war ich nun reizüberflutet und dadruch etwas antriebslos. Nachdem ich im Hostel eingecheckt war, konnte ich mich aber motivieren, einen langen Spaziergang in dieser wunderschönen romantischen Stadt zu machen. Im historischen Stadtzentrum sieht man die spanischen Einflüsse sehr deutlich und wenn man auf der Mauer am Meer entlang läuft, sieht man dass die restliche Stadt mit den Hochhäusern und den schlichten Gebäuden auch noch eine ganz andere Seite hat. Auf mich wirkte es so, als ob man in der Vergangenheit ist und in der Ferne die Zukunft sieht. Am nächsten Tag habe ich einen Tagesausflug zu den Rosario Inseln gemacht. Ich hatte mich vorher nicht sonderlich intensiv informiert und war dann ein wenig enttäuscht, dass auf den kleinen Inseln Häuser standen und man dort angekommen nur die Wahl hatte ins Museum und Aquarium zu gehen oder zu schnorcheln. Die Wahl fiel mir nicht sonderlich schwer und so war ich zum ersten Mal in meinem Leben schnorcheln und konnte die Unterwasser-Welt auf mich wirken lassen. Das war ein sehr schönes Erlebnis – ich glaube ich muss mir so eine Schnorchelbrille besorgen. 😀 Anschließend ging es zu einem Strandabschnitt, der etwas außerhalb von Cartagena liegt und dort gab es einen sehr leckeren Fisch zum Essen. Hier konnten wir dann eine gewisse Zeit am Strand verweilen, bis es wieder nach Cartagena zurück ging. Ich hab die Zeit zum lesen genutz.
Im Norden von Kolumbien war es ja doch sehr warm und spätestens nach dieser Zeit, frage ich mich nun, wie ich vorher ohne einen Sarong leben konnte. Dieses Stück Stoff ist so vielseitig einsetzbar, dass es definitiv zu meinen wichtigsten Utensilien gehört. An dem Strand habe ich ihn zum ersten Mal dazu genutzt, um auf ihm zu liegen, da ich nichts anderes dabei hatte. Vorher hatte ich mich davor gesträubt, da ich ihn hauptsächlich als Kleid oder Tuch nutze und ich dachte, dass er dann voller Sand sein würde – aber der lässt sich wirklich hervorragend abschütteln.
Wir sind dann also mit dem Boot wieder zurück nach Cartagena “gebrettert”. Anders kann man es wirklich nicht ausdrücken – ich war hin- und hergerissen, ob ich mich unbehaglich fühle oder ich es cool finde, wie wir auf den Wellen geritten sind.
Am beeindruckendsten von diesem Ausflug waren für mich die vielen Blautöne des Meeres, die ich ansatzweise für euch auf einem Foto eingefangen habe.
Am folgenden Tag hatte ich den vormittag Zeit das Castillo de San Felipe de Barajas zu besuchen. Es war beeindruckend und auch sehr interessant, mehr über die Geschichte zu erfahren. Dieses beeindruckende Kastell ist das größte, das die Spanier in ihren Kolonien je bauten.
Am frühen Abend ging mein Flug nach Medellin – glücklicher Weise dieses Mal völlig gesund.
Ich hatte in Cartagena gemerkt, dass ich mehr Ruhe um mich herum brauche, weil es mich schon genervt hat, immer wieder die gleichen Unterhaltungen zu führen. Also war ich sehr froh, dass ich über couchsurfing Andrea gefunden habe, wo ich die nächsten Tage wohnen konnte. Am Anfang meiner Reise fand ich die allgemeinen Fragen noch sehr nett, da sie in gewisser Weise ein Gesprächseinstieg sein können. Mittlerweile war ich allerdings sehr dankbar, wenn man mir einfach nur gesagt hat, wo ich lang laufen muss oder der Taxifahrer mich schweigend zum Ziel gefahren hat. Wenn ich jetzt nach meinem Namen gefragt werde, antworte ich bei solchen kurzen Bekanntschaften mit meinem zweiten Vornamen Sabrina. (Danke Papa, dass du auf diesen Namen bestanden hast und ich weiterhin wahrheitsgemäß antworten kann! 😀 ) Hier kennt keiner den Namen Nadin, sodass ihn niemand versteht und die kreativen Abwandlungen machten mich teilweise schon wahnsinnig. Damit ihr eine Vorstellung davon habt, wie weit entfernt sie meist liegen; mein Name wurde auf einem Ticket mal so geschrieben “Nallive”???? 😀
Nun zurück zu Medellin; ich dachte nicht, dass ich eine Fahrt mit der Metro mal so genießen werde. Das Hauptfortbewegungsmittel ist in Lateinamerika nun mal der Bus und je nach Beschaffenheit der Straße, wird man teilweise recht stark durchgeschüttelt. (Kurze Anmerkung; Ich bin sehr glücklich, dass man mit dem Bus überall hinkommt und das auch noch sehr günstig. 😉 ) Auch fährt die Metro im Tal und Medellin ist von beiden Seiten den Berg hoch gebaut, sodass ich während der Fahrt links und rechts ein Lichtermeer bestaunen konnte.
An dem ersten Abend lernte ich auch Enrique kennen, ein Mexikaner der im zweiten Gästezimmer wohnte. Er ist mit Abstand die inspirierendste Begegnung bisher. Er ist ein Visionär und erklärte mir das Konzept der Permakultur. Er bereist Lateinamerika und ist gerade für seine Familie auf der Suche, wo sie leben und dieses Konzept im großen Maße umsetzen können. Er hat Medellin als erstes Ziel ausgewählt, weil es für seine überaus freundlichen Bewohner bekannt ist. Wenn man hier nach dem Weg fragt, kann es sein, dass man bis zum Ziel begleitet wird, weil derjenige sicher gehen will, dass man auch ankommt. Diese Erfahrung konnte ich auch ein paar Mal machen. 😀
Die langen Unterhaltungen mit ihm, haben mich auch wieder “aufgeweckt”. Er hat es treffend ausgedrückt, dass wir im Alltag auf “Autopilot” schalten und dadurch rast die Zeit an einem vorbei und man vergisst das Leben zu genießen – man funktioniert einfach nur. Auf Grund dessen, dass ich den Rückflug bereits gebucht hatte, hab ich das Gefühl gehabt, die kurze Zeit, die ich jeweils an den Orten hatte, so effektiv wie möglich nutzen zu müssen. Dies hat mir das Gefühl gegeben, wenig Zeit zu haben. Dabei war es doch auch ein Beweggrund dieser Reise, dass ich mein Leben entschleundigen möchte. Auch ist es mir aufgefallen, dass ich auf diese Weise gar nicht reisen wollte. Mir ging es nicht darum, so viel wie möglich zu sehen, sondern inspirierende Erfahrungen zu machen und da würde ich lieber stundenlang solche Unterhaltungen führen als das “Touri-Programm” durchzuziehen. Enrique hat sich einen Tag Zeit genommen, mir die Stadt durch seine Augen zu zeigen. Er war über seinen Schatten gesprungen und verdient nun Geld, in dem er Gitarre spielt und singt – mittlerweile sieht er dabei sehr routiniert aus und vor allem sieht man, dass es ihm viel Spaß macht. Er hat mir also die Orte gezeigt, an denen er gerne spielt. Die folgenden Tage, war es spannend zuzuhören, wenn er mir von seinen Begegnungen berichtet hat, die er dadurch hatte.
Es gibt bei couchsurfing nun auch eine Funktion, wo man seine Reise eintragen kann und damit anderen die Möglichkeit gibt, mit einem in Verbindung zu treten. Dies habe ich für Medellin und mein letztes Ziel Bogota ausprobiert. Es haben sich Viele gemeldet, die mich zwar nicht beherbergen können, mir aber die Stadt zeigen wollten. Dies wollte ich mal ausprobieren, da Andrea krank war und ich Enrique nicht jeden Tag auf der Pelle hocken wollte. Auf diese Weise wurde mir an einem Tag das Stadtzentrum und weitere Parkanlagen gezeigt, wo wir beobachten konnten, wie ein Tanz einstudiert wurde. Einen weiteren Tag habe ich so Alejandro kennen gelernt, der gar nicht wie ein typischer Kolumbianer aussieht und beeindruckend gut Deutsch spricht! Er hat einen unglaublichen Wortschatz und konnte sich sehr gewählt ausdrücken. Er hat mir sogar ein deutsches Wort beigebracht; Futteral = Gewehrtasche. Fragt mich nicht, wie wir auf das Thema gekommen sind…! Wir sind als erstes mit der Gondel bzw. Metrocable gefahren und waren in einem Park spazieren. Dank ihn habe ich nun jedes Fortbewegungsmittel ausprobiert; beide Metrolinien, die Gondel und aktuell wird auch die neue Straßenbahnlinie getestet. 😀 Nach der Fahrerei waren wir noch in einer Salsa-Bar und ich bin gegen 23 Uhr mit der letzten Metro nach Hause gefahren. Toller Weise hat es gepasst, dass ich mit Enrique die 20 Minuten nach Hause laufen konnte und wir haben uns wieder sehr lange unterhalten. Ich habe es trotzdem geschafft, am nächsten Tag recht früh aufzustehen, weil ich zum Peñón de Guatapé wollte, der etwa 1,5 h entfernt war. Das ist ein riesiger Stein, von dem man eine wahnsinnige Aussicht hat. Es hatte schon genieselt bevor ich losgefahren bin und dort angekommen, war es auch etwas diesig. Wahrscheinlich wäre die Aussicht bei strahlenden Sonnenschein noch viel schöner gewesen, aber dafür waren die Temeraturen für den Aufstieg sehr angenehm. Oben angekommen, dachte ich bei der Kulisse an Loch Ness – vielleicht war die ein oder andere Insel ja Nessie – ein Seemonster. 😉 😀
An dem Abend habe ich dann meinen Flug für den nächsten Morgen nach Bogota gebucht, vorher wollte ich mich nicht festlegen, wann ich weiter reisen möchte.
Nachdem ich schon die Erfahrung gemacht habe, dass ich am folgenden Tag nach einer Nachtfahrt mit dem Bus eine gewisse Müdigkeit durch den Tag schleppe, war in Kolumbien für größere Strecken das Flugzeug doch die bessere Wahl. Inlandsflüge sind verhältnismäßig günstig und definitiv weniger anstrengend. Um euch mal ein Gefühl für die Entfernungen hier zu geben; Medellin und Bogota liegen Luftlinie etwa 250 km auseinander, würde man die Strecke fahren, sind es auf Grund der Berge etwa 450 km und dafür würde man etwa 8 h brauchen.
Ich bin nun also Montag Früh in Kolumbiens Hauptstadt Bogota gelandet und am Mittwoch Nachmittag war schon mein Flug zurück nach Ecuador. Auf meinen Eintrag bei Couchsurfing hatte auch Magda – eine Englischlehrerin – reagiert. Sie hatte mir angeboten, dass ich bei ihr übernachten kann, wenn ich sie in ihre Schule begleite und mit ihren Schülern in Englisch rede. Dies war dann nach einem gemeinsamen Mittagessen meine erste Aktion in Bogota. Was für ein tolles Erlebnis! Sie hatte diese Idee schon länger, aber konnte noch niemand dazu begeistern. Ich war also die Erste, sodass wir noch nicht wussten, wie sie reagieren würden. Magda animierte die Schüler, mir Fragen zu stellen, was sie auch zaghaft taten. Der Knoten platzte langsam, als Magda ein paar Schüler bat, zu mir nach vorn zu kommen und mit mir zu reden. Nach und nach war ich nun von einer Traube von Schülern umzingelt. Eine der Fragen war, was ich in Kolumbien gesehen habe. Es gab auch jemand aus Cali, der sehr begeistert war, dass ich in seiner Heimatstadt war und seine nächste Frage war, ob ich Salsa tanzen kann. Mein “ja, ein bisschen” reichte ihm, um mich zum Tanzen aufzufordern. Meine Argumente, dass ich zum reden hier bin und um mich herum gerade nicht ausreichend Platz ist, wurden schnell entkräftet. Sie traten einige Schritte zurück, es wurde ein Lied im Handy gesucht und einige Schüler standen parat, das Schauspiel zu filmen…. Mir wurden danach noch einige Fragen gestellt und dann ging es nach draußen zum “Fotoshooting”. Die Schüler haben die Stunde mindestens genauso genossen, wie ich. Ich kam mir vor, wie ein Promi und ich bin mir sicher, dass ich anschließend für viel Gesprächstoff gesorgt habe. 😀
(Ich habe den Eindruck, dass die Müllentsorgung noch nicht so recht im Griff ist. Leider sieht man ab und zu Müll in den Straßen oder auch so in der Landschaft. Deshalb finde ich es super, dass ich häufiger eine kreative Verwendung von Müll entdeckt habe. Unter anderen mal einen Fadenvorhang aus Flaschendeckeln. Wenn ihr auf dem Gruppenfoto mit den Schülern genau schaut, seht ihr dass bei einem Bereich der Mauer PET Flaschen verwendet worden sind – zumindest die Flaschenböden.)
Bei meinem Höllenflug von Cali nach Barranquilla musste ich in Bogota umsteigen und vom Flugzeug aus, sind mir schon fast die Augen rausgefallen, weil diese Stadt einfach unendlich groß ist. Von da an, hatte ich schon Respekt vor diesem Ort. Hier leben 6,7 Millionen Menschen – irgendwo müssen sie ja wohnen…Zum Vergleich; die größte Stadt in Deutschland ist mit rund 3,6 Millionen Einwohnern Berlin. Erfurt und Mainz sind mit 200 000 Einwohnern etwa gleich groß – bei dieser Größe fühle ich mich wohl! In Bogota ist alles gefühlt seeeeeeeeehr weit weg. Zu den Hauptverkehrszeiten, ist extrem viel los auf den Straßen und es ist für die Einwohner normal, dass sie sich täglich durch das Verkehrschaos kämpfen müssen.
Magda hatte den Nachmittag Zeit und wir gingen zusammen in den Botanischen Garten. Der Rosengarten ist ein Traum und die gesamte Anlage ist einfach nur wunderschön! Ich habe es sehr genossen, in diesem Park dem Lärm und dem schnellen Treiben der Stadt entfliehen zu können. Am Abend haben wir uns mit jemanden getroffen, der mich bei cs (couchsurfing) kontaktiert hatte. Er wird im März eine verrückte Reise durch Europa machen, bei der er die meiste Zeit im Bus verbringen wird. Er wollte Tipps haben, was er in den Metropolen machen und besichtigen kann. An dem Abend zeigte sich, dass Magda auch ein wandelnder Reiseführer ist. Sie war zB. noch nie in Paris, aber klang so als ob! Sie ist wirklich eine tolle Frau, die etwas bewegen möchte. Ich hoffe, dass ihr dafür nie die Energie und Ideen ausgehen werden!
Inspiriert von den Gesprächen mit Enrique in Medellin, wollte ich cs etwas gezielter verwenden und mehr darauf achten, mit wem ich mich treffe. So habe ich mich am Dienstag mit Sergio getroffen, dessen Profil sehr interessant klang. Er hat mir in einer kurzen, aber interessanten Stadtführung das Zentrum gezeigt. Auch hat er mir seine Sichtweise der Welt näher gebracht, für ihn gibt es keine Grenzen in der Welt – wir sind alle gleich.
Er berichtete mir von einer rituellen Zeremonie, die im Botanischen Garten statt fand – also begleitete ich ihn dort hin – auch wenn es etwas seltsam war, dass es mich in der kurzen Zeit in der Stadt zwei mal in diesen Park führte. 🙂 Es war spannend dieser Zeremonie beizuwohnen – den Worten der Ureinwohnern zu lauschen, die Rituale zu beobachten und die Lieder auf mich wirken zu lassen.
Am Abend traf ich mich mit jemand, der offensichtlich laut Profil bei cs ein Nachtmensch war und wir gingen in eine Bar. Es gab sogar Wein aus Chile, der wirklich lecker war. (Normalerweise kann man hier nur in einem Restaurant Wein bestellen. In den Bars war es somit jedes Mal eine Herausforderung, mich für ein Getränk zu entscheiden.)
Während meiner Reise durch Kolumbien bin ich ein paar Mal damit konfrontiert worden, dass ich dem Stereotyp für Deutsche entspreche. ZB. weil ich mit meinem Equipment auf die meisten Situationen vorbereitet bin, weil ich mich allgemein gerne vorbereite und vorab informiere. Andere Nationen fahren einfach los ohne sich vorher groß Gedanken zu machen. Ich denke, dass man es sich in gewisser Weise auch schwer macht, weil zu viele Infos und Meinungen teilweise auch nicht gut sind. Ein gutes Mittelmaß wäre sicher am besten. Also ich übe mich darin, manche Situationen lockerer anzugehen. Ich denke, ich habe mich schon ganz gut daran gewöhnt, dass man hier nur den nächsten Schritt planen kann. Man informiert sich dann jeweils vor Ort erst weiter. Grundsätzlich finden es die Meisten aber ganz gut, dass es in Deutschland ganz viele Regeln gibt, die auch befolgt werden. Ich glaube, dass sie es nur in der Theorie gut finden. 😀
Ich bin in letzter Zeit ein paar Mal gefragt worden, ob ich Heimweh habe und darauf habe ich bisher immer mit nein geantwortet. Vermutlich kommt dieses Gefühl erst, wenn man sich alleine fühlt. Ich habe hier so viele nette Menschen kennen gelernt, die sich Mühe geben, dass ich mich wohl fühle. Kleine Gesten, wie die Frage, ob ich gut angekommen bin, wenn ich weiter reise, zeigen mir auch, dass ich ihnen nicht egal bin.
Ich habe auch nicht das Gefühl weit weg von euch zu sein. Mit dem ein oder anderen bin ich immer mal im Kontakt und es ist schön, dass ich auch aus der Ferne in gewisser Weise an eurem Leben teil haben kann. Einige haben schon einen neuen Beitrag vermisst und sich schon Sorgen gemacht. Ich bin ohne Hochzeitsplanung weiterhin von so viel Liebe umgeben und das bedeuten mir sehr viel und erfüllt mein Herz.
DANKE 🙂 🙂 🙂 🙂 🙂 🙂
Hier mal ein wunderschönes Lied für euch: