Nun bin ich schon wieder etwas mehr als ein Jahr zurück und es war sehr schön, meine alten Notizen zu lesen und den Beginn der gemeinsamen Reise mit Renato noch ein Mal Revue passieren zu lassen. Diese möchte ich jetzt gern mit euch teilen.
Für etwa 2 Wochen empfing uns nun also Josh in seiner WG in Santiago. An diese Couchsurfing-Unterkunft gelangten wir mit Hilfe von einem Freund. Unsere gemeinsame Reise startete somit mit einem recht “luxuriösem” Zimmer mit Doppelbett und einem Bad für uns alleine. Den berühmten zentralen Patz „Plaza de Armas“ erreichte man in wenigen Minuten zu Fuß. So konnte ich Renato schnell und einfach das Zentrum der Stadt zeigen. Wir nutzten die ersten Tage auch, um ihn besser auszurüsten; chilenische SIM und Trekkingequipment (wie zum Beispiel ein schnelltrocknendes Handtuch).
Am besten gefiel Renato an Santiago „La Vega”, die riesige Markthalle, in der es auch für ihn neue Früchte und unbekanntes Gemüse zu erkunden galt. Im Gegensatz zu mir, konnte er dort viel Zeit verbringen. Mir war das rege Treiben und das Durcheinander zu viel Stress und meist wollte ich schnell wieder mit meinen Einkäufen weg.
Für Renato bedeutete diese Reise sein Land und seinen Familienhaushalt zum ersten Mal zu verlassen und der Kulturschock war ihm anfangs anzumerken.
Wir kamen zu einer recht ereignisreichen Zeit, da am 18. September Nationalfeiertag ist und dieser offensichtlich über mehrere Tage ausgiebig gefeiert wird. So sahen wir beispielsweise auf der Plaza de Armas Leute in traditionellen Gewändern Volkstänze vorführen und waren mit einer Freundin bei einer “Fonda”. Hier handelt es sich um eine Mischung aus Jahrmarkt und Festival; es gab zwar keine Karusells aber mehrere Stände mit Spielen wie “Hau den Lukas”, weiterhin fand man natürlich viele Buden mit Essen und Trinken und auch Bühnen mit Live Musik. Hier trank ich nun zum ersten Mal den unglaublich süßen “Terremoto”, der zu den traditionellen Getränken zählt. Übersetzt heißt das Erdbeben, weil es recht viel Alkohol enthält, den man durch das süße Eis zu spät merkt. Lustiger Weise gibt es dieses Getränk auch in Kleiner und nennt sich dann “Replica” = Nachbeben – also für diejenigen, die nach dem ersten Getränk noch nicht genug hatten. 😀
Der große Abschluss der Feierei macht dann der Tag des Heeres am 19. September. Hier bestaunten wir die beindruckende Militär Parade im Parque O’Higgins.
Nach dem ganzen Trubel begannen wir für Renato sein Working Holiday Visum zu beantragen und ich hatte ein nettes Gespräch mit einer Sprachschule, in der ich Deutschkurse geben kann, sobald Interessenten da sind.
Des Weiteren begannen wir die Suche vor Ort nach einem Hostel, in dem wir Workaway machen könnten. Wir bewarben uns bereits vorher aus Brasilien, allerdings hatte dies keine positiven Ergebnisse gebracht. So klapperten wir nun diverse Hostels ab und erfragten, ob sie dieses Arbeitsmodel unterstützen, dass wir im Tausch gegen Arbeit bei ihnen wohnen können und bestenfalls auch verpflegt werden. Auf diese Weise tat sich ein Hostel auf, die ab Oktober Hilfe benötigen werden. Einen weiteren Tipp erhielten wir auf einer Party. Nach genauerer Betrachtung hatten wir nun die Wahl zwischen einem Hostel, wo ich an der Rezeption eingesetzt werden würde und Renato bei Reinigungs und Erledigungsarbeiten untestützt hätte. Es war recht modern eingerichtet und sah gut gepflegt aus. Der große Nachteil war, dass es keine Küche gab. Das andere Hostel war bereits auf dem ersten Blick recht chaotisch und die Räume der anderen Workaway-Kollegen sehr undordentlich. Dieses Hostel war mit recht wenigen Zimmern ausgestattet und verdiente sein Geld offensichtlich eher mit seinem Restaurant und der Dachterrasse, die am Abend geöffnet wurde. Wir würden zunächst beide in der “Coperia” eingesetzt werden (Spülen von dem Geschirr, Gläsern und Küchenutensilien) und ich würde später zur Rezeption wechseln.
Beide Hostels waren flexibel, dass ich auch noch einem anderen Job nachkommen konnte. Schließlich entschieden wir uns für das Hostel mit der Küche… Auch hier war der Start erst zum Ende September möglich, sodass wir noch ein paar Nächte überbrücken mussten und uns netter Weise mein Kumpel Estefano bei sich aufgenommen hat. Der Umzug erfolgte nach einer Jam-Session, zu der uns Rodrigo eingeladen hatte. Nachdem ich zu meinem Geburtstag bereits seinen Klarinette-Tönen lauschen konnte, erlebte ich ihn nun auch beim rappen. Er und seine Freunde waren sehr unterhaltsam.
Am nächsten Tag war Rodrigos Geburtstag und wir fuhren zu ihm. Er wohnt sehr weit weg vom Zentrum; zumindest war die Anfahrt etwas lang und kompliziert. Hier haben wir gemeinsam einen Berg erklommen und gepicknickt. Die Gruppe wuchs langsam und später waren wir noch eine Weile bei ihm zu Hause und durften ihm und seinem Freund beim musizieren lauschen.
Die noch vorhandene uneingeschränkte Zeit vor dem Start im Hostel nutzten wir mit weitere Unternehmungen mit Freunden und wir zeigten meinem damaligen Gastgeber (couchsurfing) Pedro von Iquique die Stadt, der ein paar Tage in Santiago zu Besuch war.
Auch reiste ich mit Renato nach Viña del Mar und Valparaiso. Mein mittlerweile 4. Besuch dieser magischen Touristenorte war wieder eine völlig andere Erfahrung. Wir erkundeten die beiden Örtchen zu Fuß und beobachteten streitlustige Seelöwen, amüsierten uns auf einem Spielplatz und fanden ein Museum mit Gemälden, das man kostenlos besuchen konnte und sahen einen Fischermarkt. Auch Renato staunte über die vielen Grafittis, die es in Valpariso zu sehen gibt. Hier gibt es ein größeres Stück, was ich als Reiseleiterin mit den Touristen gehen würde und ich versuchte mich bereits besser zurecht zu finden. Auch hatte ich meine Aufzeichnunen dabei und erzählte Renato so einiges.
Um den Reiseleiterjob starten zu können fehlten mir nur noch wenige Touren, die ich noch vorher begleiten müsste. So lernte ich nun auch noch die verbleibenden drei Weingüter kennen und lernte viel dazu. Es war auch sehr interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Führungen der einzelnen Weingüter waren. Jedes hatte mich auf seine Weise verzaubert und mit seinen Weinen erfreut. Tatsächlich mochte ich vor meiner Reise keinen Rotwein – entweder ist 30 das Alter, wo sich der Geschmack ändert oder Chiles Weine machen seinem Ruf alle Ehre. 😉
Nun startete also unser erstes Workaway-Erlebnis im Hostel. Wir wurden bereits vorher darauf hingewiesen, dass in dem Zimmer der Damen kein männlicher Übernachtungsgast erwünscht ist. Somit war das Zimmer der Herren überfüllt, da es außer uns auch noch ein weiteres Paar gab. Meine Sachen sollte ich allerdings im Zimmer der Frauen verstauen – in dem anderen Raum war ohnehin kein Platz. Nun konnten wir die Unordnung noch intensiver betrachten und es lag auch ein recht undefinierbarer Geruch in der Luft – vielleicht eine Mischung aus angesammelten Dreck (da hier offensichtlich schon extrem lang nicht mehr gesaugt oder sonstwie saubergemacht worden ist), stinkenden Socken und Schweiß. Trotz fast immer geöffneten Fenster, ließ dieser Gestank an den nächsten Tagen nicht nach. In der ersten Nacht waren wir die ersten, die sich schlafen gelegt hatten und irgendwann spät nachts wurden wir durch das Anschalten des Lichts und lauter Unterhaltungen geweckt. Am nächsten Morgen bekam ich auch noch vom Kollegen Viktor eine dumme Bemerkung, was ich denn im Zimmer der Männer verlohren hätte.
Der Start in dem Hostel war also nicht besonders erfreulich…
Dadurch, dass Renato und ich zunächst als Spülhilfe starteten, hatten wir wenig Zeit zusammen. Da es einen Mangel an Kräften gab, haben wir die zwei Schichten übernommen; Einer von 12 bis 17 Uhr und der Nächste von 20 Uhr bis das Restaurant geschlossen wird – etwa 1 Uhr/ 2 Uhr. Es gab keine Spülmaschine, sodass tatsächlich alles mit der Hand gespült werden musste und bei viel Betrieb gab es Stress, weil sauberes Geschirr oder Besteck fehlte. Die Mitarbeiter in der benachbarten Küche erschienen mir seltsam, was vermutlich an meiner allgemeinen Unzufriedenheit lag. Ich konnte den Wechsel zur Rezeption somit kaum erwarten, der sich leider länger hinzog, als ursprünglich angekündigt.
Wir arbeiteten bei dem Hostel für die Unterkunft und ein Mittagessen täglich. Wir deckten uns also noch mit Lebensmitteln für den restlichen Tag ein. Wir bekamen auch hier recht schnell, das Chaos in der Küche zu spüren. Als ich etwas kochen wollte, fand ich meinen Einkauf nicht mehr in den Schränken – darunter ein 2 kg Sack mit Kartoffeln. Ich erfuhr von den Kollegen, dass die Putzfrau recht radikal ist, was unbeschriftetes Essen im Kühlschrank betrifft und dass sie auch in den Schränken aufräumt. Das Essen tauchte dann zum Glück wieder auf. Das Essen im Kühlschrank hatten wir immer vorbildich beschriftet, auch wenn es bei dem Tütenchaos immer erst wiedergefunden werden musste. Nachdem hier mal etwas fehlte, besorgten wir un seine Dose. Diese war entsprechend gut zu finden und daran machte sich dann auch keiner mehr zu schaffen.
Wir benötigten ein paar Tage bis wir uns an dieses Umfeld gewöhnt hatten. Langsam lernten wir unsere Kollegen kennen und uns mit den Umständen zu arrangieren. Bei den recht individuellen Persönlichkeiten und den Vorkommnissen fühlten wir uns, wie in einer Telenovela. Hier möchte ich euch gern einen Einblick geben.
Zu den Darstellern zählten die festangestellten Damen Loredana und Loreto an der Rezeption. Loreto kümmert sich auch um die Organisation des Personals und wir hatten auch mit ihr das Vorstellungsgespräch. Diese Beiden hat man somit nur während ihrer Arbeitszeit gesehen.
Der Chef und unser erster Kontakt war Mauricio. Er ist recht mürrisch und seine Autorität lebte er gerne aus. Wenn er in sichtweite war, sollte man besser beschäftigt aussehen und nicht quatschen.
Von der Putzfrau Lucy habt ihr bereits einen Eindruck gewinnen können. Nachdem wir letztlich auch zu ihren Lieblingen zählten, habe ich sie positiv in Erinnerung. Mit den vielen und vor allem ständigen wechselnden Arbeitskräften, ist ihre radikale Herangehensweise wahrscheinlich auch die Effektivste. Sie hat ihre Aufgabe dort sehr ernst genommen und macht somit auch einen guten Job. Mit der Zeit merkten wir, wie erstaunlich gut sie stets informiert war und sie genoss es offensichtlich, zu tratschen.
Zu ihren Schätzen gehörte auch der venezulanische Workawayer namens Santiago, den sie häufer Sohn nannte und für den sie auch häufiger kochte. Santiago hat man gefühlt immer arbeiten sehen. Die politisch instabile Lage in seinem Land war allgemein bekannt und dass er mit wenig Geld in Chile war. Er arbeitete freiwillig zusätzliche Stunden, um sich etwas dazu zu verdienen. Er war in dem Hostel „Mädchen für alles“, also unterstütze er da, wo es gerade nötig war. Wir sahen ihn am meisten beim Putzen oder Bedienen im Restaurant. In seinem Wesen war er recht cool, locker und lustig. Er wollte sein Englisch verbessern, sodas er sich über jeden freute, der Englisch sprechen konnte. Er tat häufiger so, als ob er kein Spanisch versteht, um auf diese lustige Art daran zu erinnern, dass er sein Englisch praktizieren möchte. Er fragte auch jeden, der aus Europa war oder in einem besseren Land wohnte als er, ob man ihn heiraten möchte. Auch ich und Renato bekammen einen Antrag. J Es gab auch mehrere Unterhaltungen darüber, welche Alternativen es gibt, um seinen Traum vom Leben in Europa umzusetzen.
Zwischen ihm und der Inderin Nus gab es eine spezielle Verbindung. Es wirkte wie eine Hassliebe. Sie übernahm meistens die Nachtschicht an der Rezeption und tagsüber gab sie Englischkurse. Ich erlebte sie zunächst immer nur schlafend und war manchmal genervt, dass ich meine Sachen tagsüber immer aus einem dunklen Zimmer heraussuchen musste.
Nach dem Start von einer neuen Kollegin unterhielten wir uns häufiger. Alejandra war nicht sonderlich verständnisvoll, dass die Inderin häufiger den Schlaf nachholen musste, der ihr nach einer Nachtschicht fehlte. Ein Gespräch mit Alejandra dauerte in der Regel eine Weile und in meinem Kopf hatte ich einige Unklarheiten, die ich allerdings in Anbetracht ihres Redeschwalls nie geklärt haben wollte. Nach dem Austausch mit anderen, beruhigte mich die Erkenntnis, dass sie einfach wirr redete und dass es nicht an meinen Spanischkenntnissen lag.
Mit ihrer Ankunft gab es endlich mehr Unterstützung beim Spülen, sodass ich nach einer Einschulung dann an der Rezeption arbeiten konnte. Allerdings war sie nicht wirklich eine Hilfe, da sie unglaublich langsam arbeitete, eine unmenge an Wasser und Schwämme verbrauchte und am Ende ihrer Arbeitszeit noch sehr viel schmutziges Geschirr für die nächste Schicht – also für Renato- übrig blieb.
Es gab da einen Typ, der sie offensichtlich mochte: Der Franzose Preden. Er wurde von allen Pedro genannt, weil niemand seinen Namen aussprechen konnte. Die beiden hatten ein sehr offensichtliches Tächtelmächtel und ließen sich nicht stören, auch wenn jemand anders noch im Zimmer war. Beide waren auf ihre Art seltsam und sorgten zusammen für reichlich Gesprächsstoff. Der Franzose arbeitete als Küchenhilfe im Hostel und versuchte in Santiago als Koch, Geld zu verdienen. Soweit ich es verfolgen konnte, boten sich ihm wohl tatsächlich Möglichkeiten, wobei im Hostel keiner daran glaubte, dass er es schaffen könnte. Lucy war besonders von ihm genervt, da er nach seinen Kochexperimenten nicht ordentlich saubermachte. Nach einem Streit mit Preden alias Pedro verschwand Alejandra schon nach ein paar Tagen unangemeldet aus dem Hostel.
Dann gab es noch das andere Paar Elza und Carlos. Der Kontakt mit ihnen blieb eher oberflächlich. Der Mexikaner Carlos arbeitete abens auf der Terrasse und war allgemein für sein lautes Schnarchen bekannt. Die Brasilianierin Elza wurde an der Rezeption eingesetzt und ich habe sie nur mit einem genervten/ neutralen Gesichtsausdruck in Erinnerung.
Der kurz erwähnte Viktor ist aus Columbien und ein Unruhestifter. Soweit ich es verstanden habe, war er für die Sauberkeit im Restaurant zuständig und musste dafür immer recht früh aufsstehen. Anschließend arbeitete er für Geld in einem Sternehotel. Wenn ich ihn dann mal gesehen habe, konnte ich beobachten, wie er gerne mal Streitereien provuzierte. Renato und ich waren recht neutral und wir hatten mit niemand in dem Hostel Probleme, sodass uns dieser Griesgrämer wohlgesonnen war.
Dann war da noch Luis, der ebenfalls aus Kolumbien kommt. Ihn würde ich jetzt mal mit einem Kuschelbär vergleichen. Er hatte die Statur dafür und er hatte ein recht zartes Wesen. Wenn wir etwas gekocht haben, hat er mit seinen Kulleraugen gern mal versucht, etwas abzubekommen. Ich weiß gar nicht, was er am Anfang gemacht hatte, aber später wurde er mal zum Spülen eingesetzt und war darin auch seeeeeeehr langsam. Ansonsten war er ab und zu an der Rezeption. Er sang gern mal vor sich hin ohne darauf Rücksicht zu nehmen, ob gerade jemand schläft. Nachts unterhielt er sich auch gern mal stundenlang im Zimmer mit seiner Freundin übers Handy und er machte teilweise seltsame Schnarchgeräusche. Wenn er schlafen wollte und jemand anders laut war, war er hingegen sehr feinfühlig.
Neben Luis und Alejandra, die den Spüljob nicht besonders gut machten, gab es noch Ismael. Er arbeitete eigentlich als Servicekraft auf der Terrasse. Er sah für mich wie der Glöckner von Notre Dam aus und lief irgendwie immer wie ein Zombie herum. Seine schlechte Arbeit in der coperia (beim Spülen) übertraf alle. Viel war nicht sauber, auch bei ihm blieb am Ende einiges für die nächste Schicht übrig und er neigte dazu seine zu letzt gespülten Dinge nicht abzutrocknen, sondern in abenteuerlichen Konstruktionen und Türmen von der Luft trocknen zu lassen.
Nun kennt ihr die Hauptakteure und nun noch ein kleiner Geschmack der Vorkommnisse; Während unseres Aufenthalts wurden ein mal mehr Zimmer/ Betten verkauft, als im Hostel vorhanden waren. Da eine recht große Truppe kam, war dies zu lukrativ, als dass man ihnen hätte stornieren wollen. Mit welchen kreativen Lösungen dies umgesetzt worden war, ist an dieser Stelle im Detail sicher nicht interessant. Aber das Zimmer der Männer wurde mal kurzer Hand als Gästezimmer umfunktioniert. Dieser Umstand sorgte unter den Workawayern für sehr viel Unmut. Letztendliche hatte es aber den positiven Nebeneffekt, dass dieses Zimmer endlich mal gereinigt worden war. Nach der Abreise der Gäste blieb es auch bei einer Geschlechter-Mischung in den Zimmern. So sind wir dann auch die Scharcher losgeworden.
Dann ist mal einer der zwei Kühlschränke ohne Ankündigung verschwunden und irgendwo anders genutzt worden. Die Lagerung von den Lebensmitteln war häufiger mal Grund für Diskussionen und führte bei uns ja auch mehrfach zu kreativen Lösungen. Auch beim Duschen musste man flexibel sein. Es gab 4 Duschen in dem Hostel und nur eine davon, war halbwegs sauber, funktionierte gut und verursachte nur eine geringe Überschwämmung.
Ich erinnere mich an den Anblick einer völlig ekelhaft versauten Toilette mit Scheiße überall. Ich habe keine Ahnung, was da passiert sein könnte… Zumindest nach diesem schockierenden Bild, was sich in meine Erinnerung gebrannt hatte, konnte ich Lucys Unmut sehr gut verstehen.
Es kam häufiger mal vor, dass jemand etwas vermisst hatte und sehr schnell ein Diebstahl dahinter vermutet worden ist, was sich meist recht schnell aufklärte. Nur das Handy von einer der Rezeptionistinnen wurde tatsächlich gestohlen. Ich wurde Zeuge von der neuen Technik, wo man sich auf der Karte anzeigen lassen konnte, wo sich sein Handy befindet. Leider hat das nicht wirklich dazu geführt, dass sie es zurück bekam.
Von Nus erfuhren wir auch recht interessante Sachen, was sich so nachts im Hostel zuträgt. Da gab es zum Beispiel den Santiago, der häufiger mal ein leeres Zimmer nutzte, um mit einer der Servicekräfte seinen Spaß zu haben.
Die freie Zeit nutzen wir für weitere Erkundungen. Wir machten zB. eine Wanderung in den Bergen am Rande von Santiago, besuchten Museen oder gönnten uns mal ein oder andere Essen im Restaurant.
Wir hatten uns schließlich gut eingelebt und irgendwie an dieses Leben in der Dayly Soap gewöhnt bis mich die Nachricht vom tödlichen Unfall meines Opas erreichte. Ich entschied mich, nach Deutschland zu reisen, um die Trauer mit meiner Familie zu teilen. Es stand für mich noch nicht fest, ob ich wieder nach Chile kommen werde, oder in Deutschland bleiben möchte. Ich hatte zum Start meiner Reise den Rückflug von Santiago nach Deutschland gebucht, den ich nun nur noch umbuchen musste. Nachdem ich mich mehrmals fragte, warum ich das Ticket so gebucht hatte, erwies es sich leider doch als gute Entscheidung…